Smart City: Europa

Im dritten Teil der Smart-City-Serie lesen sie, was wir von den wichtigsten Smart-Citys in Europa lernen können.

EUROPA: „Grow Smarter” und „IoT-Living Lab” – unsere Nachbarn in Europa gehen neue Wege

Ganz klar: Um in Ballungszentren auch in Zukunft ein funktionierendes Zusammenleben zu ermöglichen, mĂŒssen Antworten auf wichtige Herausforderungen gefunden werden. Wie können immer mehr Menschen auf immer engerem Raum nachhaltig leben und wie kann die steigende MobilitĂ€t nachhaltig gesichert werden? Die Lösung sind Smart Citys. Beim Wettbewerb um die modernsten Smart Cities der Welt werden nicht nur StĂ€dte in den USA und in Asien genannt, sondern auch in Europa gibt es genĂŒgend Raum fĂŒr Innovationen.

EUROPA London, Oslo, Kopenhagen, Helsinki und AmsterdamSensation: Vier Skandinavische LĂ€nder liegen auf den Top-PlĂ€tzen des „IMD World Digital Competitiveness Ranking” der IMD Business School. Hinter Spitzenreiter USA und Nr. 2 Singapur folgen DĂ€nemark und Schweden auf Rang 3 und 4. Mit Norwegen (9) und Finnland (10) sind zwei weitere NordeuropĂ€er in den Top 10.

Kopenhagen setzt den Fokus bei der Smart-City-Entwicklung auf die Umweltpolitik: Der „Inkubator Copenhagen Solutions Lab” ĂŒberwacht Verkehr, LuftqualitĂ€t, Abfallmanagement und Energieverbrauch. Außerdem werden ParkplĂ€tze, Ampeln gesteuert, um den Verkehr in Echtzeit zu lenken und den Energieverbrauch je nach Verkehrsstrom und Wetter zu optimieren. Die Möglichkeit, all diese Daten zu analysieren, zu messen und zu vergleichen, soll die Effizienz bei der Bereitstellung von Dienstleistungen steigern. Auch Radfahrer können von der App profitieren, die sie durch die Straßen der Stadt fĂŒhrt und ihnen sagt, wie schnell sie in die Pedale treten mĂŒssen, um die nĂ€chste grĂŒne Ampel zu erreichen.

Als eine der am schnellsten wachsenden HauptstĂ€dte Europas, will Stockholm bis 2040 CO₂-neutral und die „smarteste” Stadt der Welt sein. Die schwedische Metropole wird immer wieder fĂŒr ihre Innovationen in Bezug auf Umwelt, Digitaltechnik und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Im Rahmen des europĂ€ischen Projekts „GrowSmarter” (www.grow-smarter.eu) wurden viele kommunalen Wohnungen klimaschonend saniert. Es gibt Elektroautos und öffentliche LeihfahrrĂ€der zu mieten und ein neuartiges Abfall-Managementsystem: FĂŒr den unterschiedlichen MĂŒll gibt es Beutel in verschiedenen Farben. Dank eines optischen Sensors und einer Waage wird der Abfall individuell entsorgt: Die BĂŒrger bekommen eine RĂŒckmeldung auf ihre Handys in Echtzeit.             

In Oslo baut von Grund auf eine nachhaltige Stadt auf 260 Hektar, die nur mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Die norwegische Hauptstadt wird regelmĂ€ĂŸig weit oben auf globalen Listen der Smart Cities aufgefĂŒhrt: Die BemĂŒhungen zur BekĂ€mpfung des Klimawandels sind ein Grund dafĂŒr. GebĂ€ude machen weltweit etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs aus, und Oslo setzt auf einen breiten Einsatz von Sensoren zur Steuerung von Beleuchtung, Heizung und KĂŒhlung. Das Ziel der Stadt, die Emissionen bis 2030 um 95 Prozent zu senken, schafft Chancen bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen, einem intelligenten Stromnetz und der Ladetechnologie fĂŒr Elektrofahrzeuge – bereits jetzt gibt es mehr als 2000 Ladestationen fĂŒr Elektrofahrzeuge. Norwegen plant den Bau einer nachhaltigen Smart City auf 260 Hektar in der NĂ€he des Flughafens, der nur mit erneuerbarer Energie betrieben wird, wobei ÜberschĂŒsse ins Netz zurĂŒckgespeist werden. Sensor basierte Systeme werden die automatische Straßen- und GebĂ€udebeleuchtung sowie das Abfallmanagement und die Sicherheit betreiben. Zugelassen werden nur Elektrofahrzeuge, aber die Planer setzen ohnehin auf selbstfahrende Fahrzeuge.

Helsinki ist ebenfalls in den Top 10 der IMD-Business School gelandet. Im Hafenviertel lassen sich die Wohnungen, Licht, Heizung und Sauna via App steuern. Der MĂŒll wird ĂŒber ein unterirdisches Röhrensystem abtransportiert. Fast alle BehördengĂ€nge können in Helsinki online erledigt werden. Wer zu Fuß geht oder umweltfreundliche Verkehrsmittel nutzt, sammelt Punkte und kann diese gegen andere Dienstleistungen eintauschen. Auch fĂŒr den lĂ€ndlichen Raum werden neue Konzepte realisiert: Im dĂŒnn besiedelten Land sollen autonom fahrende Busse Fahrzeuge eingesetzt werden, die mit Laser- und RadargerĂ€ten selbst bei Nebel, Regen oder Schnee sicher unterwegs sind. Rollende, autonom fahrende „SupermĂ€rkte” sind fĂŒr den lĂ€ndlichen Raum geplant. Helsinki geht auch beim Thema Datenoffenheit neue Wege: Hier kann jeder BĂŒrger einsehen, wie viel Steuern sein Nachbar zahlt – in Deutschland wĂ€re das undenkbar.

Amsterdam hat sich ebenfalls mit Begeisterung fĂŒr intelligente Konzepte und Technologien eingesetzt und eine offene Datenbank mit rund 15 000 DatensĂ€tzen aus jedem Stadtbezirk erstellt. Über sein „IoT Living Lab,” einen 3700 Quadratmeter großen Bereich, der mit IoT-fĂ€higen Beacons ausgestattet ist, können Benutzer mit Bluetooth-GerĂ€ten auf Daten zugreifen. Die Beacons verwenden „LoRaWan”, ein Machine-to-Machine-Protokoll, um Datenpakete ĂŒber Entfernungen von bis zu drei Kilometern zu senden. Carsharing-Plattformen bringen Fahrer und Passagiere zusammen, und autonom fahrende Fahrzeuge sind in Entwicklung. Ein öffentlich-privates Projekt baut ein kleines smartes Stromnetz in einer Wohnsiedlung, in dem Strom bedarfsgerecht verteilt und gespeichert wird. Ein weiteres in Entwicklung befindliches „Smart-Grid”-Projekt nutzt Kohlendioxid zur Stromerzeugung. Amsterdam bietet auch eine intelligente Beleuchtung mit dimmbaren LED-Leuchten: FußgĂ€nger und Radfahrer hingegen können mit einer App das Licht beim Vorbeifahren erhöhen und das Licht nach dem Vorbeifahren dimmen.

London begann frĂŒhzeitig mit dem Einsatz von Technologie, um Staus zu beseitigen und das Parken zu vereinfachen. „Connected London” ist das Programm der Stadt zur Bereitstellung von 5G-KonnektivitĂ€t fĂŒr die gesamte Stadt, was neue Entwicklungen erfordert, um eine vollstĂ€ndige Glasfaserabdeckung zu gewĂ€hrleisten. Eine Idee ist es, mit Drohnen ungenutzte FlĂ€chen aufzuspĂŒren, in denen Mobilfunk-Antennen installiert werden können. Eine weitere Initiative zielt darauf ab, in öffentlichen GebĂ€uden und auf der Straße freien Zugang zu WLAN zu ermöglichen. Auch Londons ikonische LaternenpfĂ€hle werden mit Sensoren und Ladestationen fĂŒr Elektrofahrzeuge ausgestattet.

Paris liegt in Bezug auf die MobilitĂ€t und Transport ebenfalls weit vorn in weltweiten Smart-City-Rankings. Zum Beispiel entwickelt die Stadt den „Grand Paris Express”, der 150 Kilometer vollautomatisierter U-Bahn-Linien und 75 neue Stationen umfassen wird. Bis 2050 wird die Stadt auch die gesamte 4500-Busflotte der RATP (wichtigstes öffentliches Verkehrsunternehmen der Region) durch Elektro- oder Erdgasfahrzeuge ersetzen.Barcelona war eine der ersten StĂ€dte, die Smart-City-Systeme eingefĂŒhrt hat. Vor zehn Jahren, Im Jahr 2011, veranstaltete die Stadt die erste Smart-City-Expo und den ersten Weltkongress, um „eine autarke Stadt mit produktiven Vierteln in menschlicher Geschwindigkeit innerhalb einer hypervernetzten, emissionsfreien Metropolregion” zu fördern. Spaniens zweitgrĂ¶ĂŸte Stadt ist jetzt mit LED-Lichtmast-Sensoren gesĂ€ttigt, die Verkehr, LuftqualitĂ€t, FußgĂ€ngeraktivitĂ€t und LĂ€rm ĂŒberwachen und das Licht nach Bedarf dimmen oder ausschalten können. Intelligente BehĂ€lter, die mit Staubsaugern ausgestattet sind, saugen AbfĂ€lle in unterirdische Areale, reduzieren ĂŒble GerĂŒche und verringern die Anzahl der Fahrten von MĂŒllwagen. Sie liefern den Stadtmanagern auch Daten ĂŒber das Abfallaufkommen, was zu einer höheren betrieblichen Effizienz fĂŒhrt. Das Fahrrad-Sharing-System der Stadt war eines der ersten, das darauf abzielte, den Autoverkehr vor allem in der dicht besiedelten und stark frequentierten Innenstadt zu reduzieren.