Smart Farming: Die Dritte Grüne Revolution in Sachsen-Anhalt

Smart Farming ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität: Während in den USA in einigen Staaten bis zu 80 Prozent aller Landwirte „SFT“ (Smart Farming Tools) nutzen, sind es in Europa null (!) bis maximal 20 Prozent. Ganz klar: Landwirte in Deutschland haben auf diesem Sektor großen Nachholbedarf. Die fruchtbaren Böden sowie die hoch entwickelte und starke Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt ist prädistiniert für den „Bauernhof 4.0“.

Was ist Smart Farming oder „Bauernhof 4.0“?

Im Grunde genommen geht es um den modernen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft. Das größte Problem dabei sind nicht die potenziell hohen Einstiegs- und Anschaffungskosten, sondern das viele Beschäftigten in Agrarbetrieben zu wenig Informationen und keinen Zugang finden: Mehr als die Hälfte aller Landwirte geben bei einer Umfrage an, nicht zu wissen, was Smart Farming ist und wofür sich diese Investition lohnt.

75% aller Smart-Farming-Landwirte sparen Kosten und steigern Qualität
Was bringt Smart Farming? Bei Umfragen bei Landwirten, die diese Technologie bereits nutzen, sagten mehr als dreiviertel, dass sie dank digitaler Technologien langfristig ihre Kosten senken und die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verbessern konnten. Die Landwirtschaft wird nachhaltiger und effektiver und der Gewinn steigt, denn durch Smart Farming wird weniger Dünger, Energie und Pflanzenschutz verbraucht. Das Ergebnis ist eine produktivere und nachhaltigere Landwirtschaft. Quasi das, was sich auch viele Verbraucher in Sachsen-Anhalt wünschen.

Die Chancen für die historisch geprägten Branchenschwerpunkte Sachsen-Anhalts

Die historisch geprägten Stärken Sachsen-Anhalts können mit Hochtechnologie zu einem digitalen Ökosystem verbunden werden, um langfristig Entwicklungsmöglichkeiten für die Region zu generieren. Dabei geht es um die Kompetenzen in der Agrarwissenschaft, Pflanzenforschung (Gendatenbank des IPK Gatersleben) und Pflanzenbiochemie sowie ansässigen Saatzuchtunternehmen: digitalisierte Konzepte in den Bereichen der Prozessgestaltung, Qualitätskontrolle, Produktrückverfolgbarkeit, Lagerwirtschaft, Preisstrategie und Kundenbindung sind die Zukunft. Durch eine personalisierte Ernährung ist die Nachverfolgbarkeit von Produkten von der Produktion über die Verpackung bis zum Großhandel-Einzelhandel und letzlich zum Verbraucher möglich.

Hofladen 2.0, Frischepost und Direktverkauf

Smart Farming bietet auch den vielen kleineren landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen-Anhalt neue Chancen. Ein Beispiel ist der „Hofladen 2.0“. Die Digitalisierung eröffnet kleinen landwirtschaftlichen Betrieben neue Möglichkeiten, wenn es um innovative Wege der Direktvermarktung geht. Das hat auch mit der wachsenden Bedeutung speziell für Klein- und Nebenerwerbsbauern zu tun, deren Betriebe trotz geringer Größe neue Wege im Verkauf finden können. Ohne digitale Präsenz wie eine Website, Social Media und Online-Shop werden es Landwirte in der Zukunft schwer haben, mit Kunden und Verbrauchern zusammenzuarbeiten, die ebenfalls immer mehr digital vernetzt sind. Der Anteil der Direktvermarktung am landwirtschaftlichen Einkommen ist bei den meisten Betrieben noch wenig ausgebaut. Bei den Vermarktungswegen dominiert der klassische Hofverkauf, Direkt-Gastronomie und Lebensmittel-Verkauf sowie die Präsenz auf Märkten. Die Online-Vermarktung kommt unter „ferner liefen“ und beweist wiederum das große Zukunftspotenzial. Beispiel: „Frischepost“ wurde im Juli 2015 in Hamburg gegründet, um regionale Höfe und Betriebe bei der Direktvermarktung zu unterstützen und Verbrauchern eine 100-prozentige Transparenz beim Einkauf von Lebensmitteln zu bieten. Nach nur fünf Jahren beliefert Frischepost allein in Hamburg mehr als 10 000 Haushalte, Firmen, Kitas und Restaurants und lizenziert über das frisch gegründete Partnerprogramm die Marke und Plattform in weitere Regionen. Sicherlich ein Erfolgsmodell, das in Sachsen-Anhalt viele Interessenten und Abnehmer finden könnte.